26.02.2015, 08:21 von Patrizia Reidl
Banker mit dem Zeug zum Popstar
CEO der Payment Services Austria, Rainer Schamberger, ist als Privatmann Popsänger / Bild: WB/Peroutka
Am Tag ist Rainer Schamberger Mr. Bankomat und sorgt für die Modernisierung der Bezahlsysteme. Am Abend singt er als Ray Shames in einer Elektropopband.
WirtschaftsBlatt: 2000 haben Sie einen Plattenvertrag bei einem sogenannten Major Label bekommen. Wie viele Tonträger haben Sie in den besten Zeiten verkauft?Rainer Schamberger: 8000 CDs. Bertelsmann war das Label. Das Projekt hieß Die2 und hat sich als Nebengeschichte ergeben. Es war ein Spaßprojekt. Aus der „Dalli Dalli“-Kennmelodie haben wir einen Popsong gemacht. Aus einer Nebengeschichte hat sich also ein Plattenvertrag bei einem Major entwickelt.
Nicht schlecht für einen Banker oder?
Völliger Schwachsinn natürlich. Im Endeffekt bekommt man eine Tour finanziert, wir hatten zwei Tänzerinnen aus München, die mehr verdient haben als wir. Wir waren im Fernsehen. Es war halt nicht unser „Zeug“ (im Sinn von Musik, Anm.).Und damit bekommt man einen Plattenvertrag. Damals bin ich gerade CEO einer Tochter der Raiffeisen Centro geworden.
CEO einer Bank und in der Freizeit Popstar mit Plattenvertrag und Fernsehauftritten – wie passt das zusammen?
Es ist nicht ungefährlich. Denn es gibt Fragen wie: „Ist er seriös, wo er doch auf der Bühne steht?“
Wie ist das, zwei so unterschiedliche Welten miteinander zu verbinden?
Ich will das trennen. Allein schon der Qualität wegen. Ich spiele aber mit beiden Themen, weil beide in mir sind.
Gibt es Neid?
Habe ich bis jetzt noch nicht gespürt. Mein Credo ist: Beide Seiten gehören zu mir. Und es ergeben sich auch Erfolge. Zum Beispiel gibt es jetzt nach zwölf Jahren eine Einigung beim mobilen Bezahlen. Alle Banken, alle Telekomunternehmen und der Handel haben gemeinsam eine Lösung gefunden. Das haben wir geschafft, weil wir miteinander geredet haben.
Nutzen Sie die Auftritte, um die Businesspartner, die Ihr Publikum sind, für Lösungen im Geschäftsbereich zu gewinnen?
Nein, so weit geht es nicht. Aber es ist schön zu sehen, dass bei den Auftritten alle lockerer sind. Es wird viel mehr geredet.
Sie laden die Kollegen also zu den Konzerten ein?
Es geht über E-Mail oder Mundpropaganda. Sie kriegen das mit. Es sind ja auch viele Freundschaften entstanden. Sie wissen, dass ich Musik mache. Also wozu verheimlichen?
Rainer Schamberger lebt seit Jahrzehnten seinen Traum als Sänger und Performer.
Ja. Ich gönne mir das. Brauche das. Oft genug habe ich mich gefragt: Warum tue ich mir das an? Es ist ja auch anstrengend und nicht einfach, die Musiker unter einen Hut zu bringen. Die Managementqualitäten, die ich habe, nutzen mir in beiden Welten.
Wo zum Beispiel?
Mit sechs Leuten im Studio ist es wie in der Firma: Hat man vorher nicht zumindest ein bisschen ein Konzept, dann wird es nichts. Oder das Durchhaltevermögen. Ich arbeite gern mit Menschen. Mit Menschen gemeinsam etwas zu erreichen ist für mich wichtig.
Zwölf Jahre brauchten Sie für die Einigung für mobiles Bezahlen…
Das ist ungewöhnlich, weil heutzutage kaum einer mehr den Atem hat, so lang durchzuhalten. Egal wo.
Sie feiern nächstes Jahr 30-jähriges Bühnenjubiläum. Wie kommt ein TU-Absolvent zum Singen?
1985 haben wir zu dritt als Schülerband begonnen. Ziemlich früh waren wir Vorgruppe bei einem Fendrich-Konzert. Ich habe mir mein Studium damit finanziert. Mitte der Achtzigerjahre waren Großraumdiscos beliebt. Ich komme vom Land, da hat es viele Auftrittsmöglichkeiten gegeben. Wir hatten schnell einen Namen. 2000 D-Mark gab es pro Auftritt. So viel bekommt man heute nicht mehr. Wir haben immer eigene Sachen gemacht-ähnlich Bon Jovi, aber mit deutschen Texten. Ich habe schnell gemerkt, dass ich ohne Musik nicht leben kann. Die CDs sind meine Kinder.
Sind Sie zufällig Banker geworden?
Nein. Es war klar, dass ich einen konventionellen Beruf ergreifen werde. Für viele hat das nicht zusammengepasst: guter Schüler und Band. 1996 ist das Projekt Treibhaus entstanden, das Konzept, das wir heute haben: Der Manager kommt auf die Bühne. Ich war da schon berufstätig. Eines meiner Programme spielt im simulierten Wohnzimmer-der Banker, der sich am Abend Tagträumen hingibt.
Ray Shames, der Konzeptkünstler?
Nein. Das Konzept ist das Leben. Jeder glaubt, er muss sich nivellieren, glatt machen. Das Programm zeigt das. Die wahren Abenteuer sind im Kopf.
Ray Shames tritt aber nicht in der verwaschenen Jeans auf?
In Wirklichkeit sind meine Auftritte wie ein Theaterstück. Der Manager mit dem Alter Ego. Der eine braucht den anderen, lebt mit ihm.
Wo berühren sich die beiden?
Auf der Bühne steht Ray Shames und spielt die Geschichten vom Manager Rainer Schamberger.
Wovon handeln diese?
Jeder Tag im Business oder Privatleben. Von Frauen, Geld, Freundschaften, Stress.
Ihre Muse ist die Bank?
Nein (lacht). Sie ist eine Quelle für Texte, aber nicht die wesentliche.
Hat Texte schreiben eine Art Ventilfunktion?
Ja. Ich gehe auf die Bühne oder ins Studio. Ich brauche keine Therapie. Man kann sich sehr gut befreien, Texte von der Seele schreiben.
Wenn andere ins Fitnessstudio gehen, gehen Sie auf die Bühne oder ins Aufnahmestudio.
Genau. Das war der Grund, auf Deutsch zu singen. Dadurch werden wir oft mit Falco assoziiert.
Eine ziemliche Ehre…
Ja. Und auch eine Bürde. Falco ist unerreichbar.
Wie viel Zeit ist für die Band nötig?
Es ist überschaubar. Wir brauchen doppelt so lang wie andere Musikgruppen, bis eine CD fertig ist-ein Jahr.
Wie oft proben Sie?
Nicht oft. Ich bin zwei-, dreimal im Monat im Studio. Dort wird improvisiert.
Würden Sie den Bankjob an den Nagel hängen und Profi-Musiker werden?
Strebe ich nicht an. Auch Musikmachen wird einmal just a job. Um davon leben zu können, braucht man einen Welthit. Und das wird es nicht spielen.
FORMAT – 29.08.2014
Ray Shames: 80er Jahre neu aufgelegt
Von Moritz Naderer am 24. Juni 2014 17:24 Akt.: 24. Juni 2014 17:35
Die Wiener Band Ray Shames verbindet 80er-Pop mit Electro und ausdrucksstarkem Gesang. Ein Konzept, das auch bei Falco schon funktionierte, mit dem die Band auch oft verglichen wird.
Der kreative Kopf der Band ist Sänger Rainer (Ray), der auch für die Namensgebung verantwortlich ist. Mit knapp 30 Jahren Bühnenerfahrung hat er einiges in der österreichischen Musikszene mitbekommen und sich unter anderen mit Rainhard Fendrich die Bühne geteilt.
80er-Jahre-Sounds neu interpretiert
Die Band existiert nun schon seit einigen Jahren, bisher wurden drei Alben aufgenommen, zuletzt die Platte „Alleskönner“, welche 2011 erschien. Ihrem Stil blieben Ray Shames dabei immer treu: Als Grundlage dienen 80er-Jahre-Sounds, die durch zeitgemäße Electro-Beats und eingängigen Gitarrenriffs neu aufbereitet werden. Eine gewisse Ähnlichkeit zu Falco ist hier durchaus vorhanden. Mit einem der größten österreichischen Künstler verglichen zu werden halten Ray Shames übrigens für eine große Ehre, sie versuchen aber dennoch ihren eigenen Weg zu gehen.
„Deutsch ist einfach authentischer“
Ob auf Englisch oder Deutsch gesungen wird, war innerhalb der Band wohl schnell geklärt. „Es ist einfach authentischer, Deutsch ist unsere Muttersprache. Man kann die Message einfach klarer und direkter rüberbringen. Letztendlich geht es darum, Bilder im Kopf entstehen zu lassen. Damit die möglichst knackig rüberkommen, führt kein Weg an Deutsch vorbei“, so Ray im Interview.
Ray Shames über den „Lichtenegger-Zwischenfall“
Nachdem vor einigen Wochen ein Shitstorm über Ö3-Moderatorin Elke Lichtenegger nach einem etwas missglückten Interview hinweggefegt war, sieht Ray durchaus Potential, Ö3 als Plattform für heimische Bands neu auszurichten: „Wir haben nun die Chance, dass Ö3 erkennt, einen Förderauftrag in Österreich zu haben. Wir haben eine starke Musikszene, brauchen aber auch eine Plattform auf der wir uns präsentieren können.“
Neues Album folgt 2015
Für 2015 haben Ray Shames bereits einiges geplant: Sie wollen sich für einige Wochen in einer Alm in Lofer im Salzburger Pinzgau einquartieren und dort an ihrem neuen Album arbeiten. Die neue Platte sollte anschließend durch eine Tour unter die Leute gebracht werden. Bis dahin wollen Ray Shames aber noch einige Shows spiele, so etwa am Samstag bei Local Heroes im Rockhouse in Salzburg.
Ray Shames: Alleskönner
Veröffentlicht am Montag, 24. März 2014
Geschrieben von OJ
RAY SHAMES und seine österreichischen MitstreiterInnen haben ein Album aufgenommen, das sich der klaren Zuordnung entzieht, aber dennoch klingt, als wäre der Nachfolger von Falco gefunden worden. Klingt großspurig von mir? Mag sein. Aber so kommt mir das Album vor.
Falco, are you out in the dark?
Denn die Art und Weise, wie sich „Alleskönner“ bereits anfangs mit dem Titeltrack einordnen lässt, geht stark in Richtung „Egoist“. Außerdem kommt mir das ganze Album von der Musikrichtung her, als wäre es eine (bewusste oder unbewusste) Verbeugung vor dem großen Meister. Mit dem Unterschied, dass mir Falco immer zu abgehoben und schlichtweg zu unsympathisch war (von ein paar einzelnen Nummer mal abgesehen), so macht „Alleskönner“ auch aufgrund der Abwechslung durch die Bank Laune. Nicht immer gute Laune, aber immer Laune.
Ob es feine Satire ist oder des Bekenntnis eines Kotzbrockens, konnte ich bereits bei „Egoist“ nie genau sagen und so geht es mir auch mit RAY SHAMES, aber da ich ein positiver Mensch, bin ich in beiden Fällen vom Positiven ausgegangen und muss an dieser Stelle die (nicht immer) feine Klinge loben, die auf „Alleskönner“ textlich geboten wird.
Durch die Bank
Ob wir jetzt vom „Lay Lady Lay“-inspirierte „Lady Love“ sprechen, vom „Heut ist der Tag“ oder dem düsteren „Salome“: Die Stile werden grob gemischt. Die meiste Zeit über hat man nette Beats unter den Songs, die elektronischen Anteile mischen sich gut zum Rest dazu. Die weibliche Stimme, der Chor, das Klavier und selbst die teilweise harten eingesetzten E-Gitarren passen super zur jeweiligen Stimmung innerhalb der Songs.
Textlich brachte es mich zum Schmunzeln („Alleskönner“), zum bestätigend nicken („Take The Money And Run“) und zum Nachdenklich-werden („Wo sind die Helden“). Das muss ein Album das gerade mal gute 30 Minuten dauert erst einmal schaffen.
Persönliches Fazit
Auch wenn meine Highlights des Albums sich klar auf „Alleskönner“ und „Wo sind die Helden“ reduzieren lassen. Nummern, die nicht nur „örtlich“ auf gegenseitigen Polen des Albums liegen, so passiert auch dazwischen wirklich gutes. Positive Überraschung. Daumen hoch. Reinhören. Dann kaufen.
Erscheinungsdatum: 28. März 2014